Andrea Teuscher

Aggressive Humorstrategien in der Passantenbefragung von „extra 3“.

Neuere Entwicklungen in der deutschen Fernsehunterhaltung scheinen darauf hinzudeuten, dass TV-Comedy-Formate einen besonderen Aufschwung verzeichnen, die aggressive und unfreiwillige Komik mit nicht eingeweihten Alltagsakteuren in nicht gescripteten Kommunikationssituationen zu erzeugen versuchen. Ein prominentes Beispiel hierfür ist die Comedy-Show „TV-total“ mit Stefan Raab (Pro Sieben).
Aber auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen lassen sich Formate finden, die auf die künstliche Erzeugung unfreiwilliger Komik als Attraktionsstrategie setzen. Zu diesen Formaten zählt u.a. das politische Satiremagazin „extra 3“ des NDR. Hier werden Passanten mit mehr oder weniger absurden Fragen zu gesellschaftspolitischen Themen konfrontiert.
Im Vortrag sollen an ausgewählten Gesprächsbeispielen aus den Passantenbefragungen dieses Satiremagazins zentrale Strategien der Generierung von Komik aufgezeigt werden. Im Vordergrund steht die Frage, wie die Kommunikationssituation genutzt wird, um ein parodistisches Komikformat (hier: eine Parodie der journalistischen Straßenumfragen) zu erzeugen. Dabei wird auf Konzepte der Interaktionsforschung wie Beteiligungsrollenkonstellation (Journalist/Interviewer – Passant/Interviewter – Publikum), Rahmung (etwa durch das satirische Sendeformat) sowie Beziehungs- und Identitätsaushandlung (als wer oder was inszenieren sich die Interaktanten?) zurückgegriffen. Einen besonderen Stellenwert soll der Frage eingeräumt werden, welche Rolle aggressive Tendenzen, verstanden als Bedrohungen bzw. Verletzungen des Images (im Sinne des Goffmanschen Face-Konzepts) innerhalb dieser Strategien spielen.

Andrea Teuscher, geb. 1975, ist Diplom-Soziologin und promoviert über „Aggressive Tendenzen in Humorformaten im deutschen Fernsehen“ an der Universität Koblenz-Landau. Sie lebt in Frankfurt am Main.